Bertha Benz Memorial Route – die erste Fernfahrt mit einem Automobil
Was hat es mit der Bertha Benz Memorial Route auf sich, wer war Bertha Benz überhaupt und wie stand sie mit der ersten Fernfahrt in einem Automobil in Verbindung? All diesen Fragen sind wir im nachfolgenden Text nachgegangen.
Wer war Bertha Benz?
Bertha Benz wurde 1849 als Cäcilie Bertha Ringer in Pforzheim geboren und heiratete im Alter von 23 Jahren den noch damalig unbekannten, aber genialen Techniker und Erfinder Carl Benz. Ohne ihren starken Willen hätte es die Firma Benz & Cie. und das Automobil vielleicht nie gegeben. Dank Berthas unerschütterlichem Vertrauen in ihren Gatten und seinen Erfindergeist setzt Carl Benz trotz auftretender Rückschläge seine Arbeit als Konstrukteur immer wieder fort.
Der Benz Patent-Motorwagen – das erste Automobil der Welt
Am 29. Januar 1868 meldet Carl Benz seinen Motorwagen zum Patent an – es ist das erste Automobil der Welt. Zunächst stieß das neue Fortbewegungsmittel auf tiefe Skepsis. Noch fehlte der Beweis, dass der Benz Patent-Motorwagen zuverlässig funktioniert und auch größere Strecken überwinden kann.
Dies veranlasste Bertha Benz dazu, mit dem Patent-Motorwagen eine ausgedehnte Probefahrt zu unternehmen. Damit wollte sie nicht nur ihrem Mann Mut machen, sondern auch der Welt beweisen, dass dem „Pferdelosen Wagen“ die Zukunft gehören wird. Ziel ihrer Fahrt war Pforzheim, ihre Geburtsstadt.
Die Bertha Benz Fahrt – 194 km Pionierarbeit
Es war im August 1888. Die Schulferien hatten gerade erst begonnen, als eine abenteuerliche Reise – die Bertha Benz Fahrt in die Automobilgeschichte einging. Bertha Benz und ihre Söhne Eugen und Richard machten sich mit dem Motorwagen ihres Mannes auf den Weg von Mannheim nach Pforzheim.
Sie mussten Straßen benutzen, die damals dieser Bezeichnung nicht gerecht wurden. Den größten Teil der über 194 km langen Strecke fuhren die drei über steinige Feldwege. Von Ladenburg bis Heidelberg folgte Bertha Benz der schnurgeraden Römerstraße. Ab Heidelberg ging es über die ehemalige Via Montana in Richtung Karlsruhe, der heutigen Bergstraße. Kurz vor Karlsruhe bogen die drei Pioniere dann ins Pfinztal ab in Richtung Pforzheim. Noch am selben Abend erreichte Carl Benz die Nachricht seiner Frau: „Pionierarbeit erfolgreich gelungen“!
Für die Rückfahrt wählte Bertha Benz den Weg über Bretten, um die starken Steigungen der Hinfahrt nicht in umgekehrter Richtung bergab fahren zu müssen. Von Bruchsal aus ging es dann über Schwetzingen nach Mannheim, wobei sie bei Kirrlach wieder viele Kilometer einer Römerstraße folgte, die auch heute noch schnurgerade durch den Forst führt.
Die Bertha Benz Route im Detail
Die Bertha Benz Route von Mannheim nach Pforzheim und wieder zurück nach Mannheim betrug insgesamt ca. 194 km und führte über zahlreiche Städte, Stadtteile und kleine Ortschaften:
Hinfahrt – ca. 104 km in Richtung Süden | Rückfahrt – ca. 90 km in Richtung Norden |
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Mannheim | Pforzheim |
Feudenheim | Bauschlott |
Ilvesheim | Bretten |
Ladenburg | Gondelsheim |
Schriesheim | Helmsheim |
Dossenheim | Heidelsheim |
Heidelberg | Bruchsal |
Leimen | Forst |
Nußloch | Hambrücken |
Wiesloch | Wiesental |
Mingolsheim | Kirrlach |
Langenbrücken | Reilingen |
Stettfeld | Hockenheim |
Ubstadt | Talhaus |
Bruchsal | Ketsch |
Untergrombach | Schwetzingen |
Weingarten | Friedrichsfeld |
Grötzingen | Seckenheim |
Berghausen | Mannheim |
Söllingen | |
Kleinsteinbach | |
Wilferdingen | |
Königsbach | |
Stein | |
Eisingen | |
Pforzheim |
Die Bertha Benz Fahrt – Pannenhilfe mit Hutnadel und Strumpfband
Natürlich verlief die Reise nicht ganz ohne Zwischenfälle. Die Straßen waren holprig und hügelig. Schon vor Wiesloch begannen die ersten Tücken, der Benzinfluss war verstopft. Eine Hutnadel musste Hilfsdienste leisten und als die Zündung versagte, diente das Strumpfband als Pannenhilfe.
Bergauf mussten Bertha Benz und ihre Söhne den Wagen schieben. Bergab hofften sie, dass die schlichte Handbremse standhalten würde. Getankt wurde Waschbenzin aus den dörflichen Apotheken. Verdreckt und verschwitzt kam das Trio abends in Pforzheim an. Auch die Heimfahrt glückte. Nach der berühmt-berüchtigten „Bertha Benz Fahrt“ wurde der Patent-Motorwagen wenig später auf einer Technik-Ausstellung in München mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Bertha Benz Memorial Route – eine begehrte Touristenattraktion
Heute ist die ehemalige Tour der Bertha Benz eine begehrte Touristenattraktion durch zahlreiche Originalschauplätze. 2008 genehmigte das Regierungspräsidium Karlsruhe die Bertha Benz Memorial Route offiziell als Ferienstraße – ein über 194 km langes Denkmal deutscher Industriegeschichte.